Eine kleine Geschichte des Sitzens

Publiziert am 24. November 2010 von Alltec Bürokonzept

Wir sitzen und das machen wir ständig. Am Frühstückstisch, auf dem Weg zur Arbeit, im Büro, zum Mittagessen, auf dem Weg nach Hause, im Café, beim Lesen, Telefonieren, Abendessen, Film gucken. Zum Sitzen haben wir Stühle am Küchentisch, Sessel und Couch im Wohnzimmer, Klappstühle auf dem Balkon, Drehstühle zum Arbeiten… Sitzen ist für uns etwas alltägliches, worüber wir uns keine Gedanken machen. Dabei sitzt noch nicht einmal die Hälfte der Weltbevölkerung, wie wir es kennen, sie hockt, kauert, liegt, kniet, steht. Es lohnt sich also ein Blick in die interessante Geschichte des Sitzens.

Früher war das Sitzen den gottgleichen Herrschern vorbehalten. Schon im alten Ägypten waren die Pharaonen die Einzigen, die auf einem Thron sitzen durften, das Sitzen symbolisierte Privilegien und Macht. Die Untertanen machten es sich auf dem Boden bequem. Ein Thron war Symbol der Götter, die Pharaonen galten als Bindeglied zwischen Göttern und Menschen und so glaubten die Menschen, dass der Thron selbst in Verbindung zu königlicher, göttlicher Macht stehe. In antiken griechischen Palästen und Tempeln verehrte man die Götter, in dem man ihnen einen zusätzlichen Thron hinstellte und diesen kostbaren Sitzplatz reservierte.

Auch später drehten sich viele höfische Rituale ums Sitzen. Erhob sich zum Beispiel ein König beim Essen, war das Mahl für den Hofstaat beendet. So bezeichnet auch die Thronfolge und Thronbesteigung, die Übernahme des Zepters der Macht.

Ein weiteres bekanntes Beispiel für machtvolles Sitzen, ist der Heilige Stuhl. Er bezeichnet nicht nur eine Sitzmöglichkeit, auf der sich der Papst ausruhen kann, er bezeichnet den Papst selbst, seinen Amtssitz und alle Einrichtungen, die zur Leitung der römisch-katholischen Kirche eingesetzt sind. In der Kirche hat das Sitzen auch eine lange Tradition, Beichtstuhl, Kirchenbänke und die ersten Klappstühle wurden von Mönchen erfunden.

Im 18. Jahrhundert eroberte das Bürgertum das Sitzen und mit dem Caféhaus-Stuhl von Michael Thonet kam, Mitte des 19. Jahrhunderts, das erste Massensitzmöbel in Umlauf.

Aber auch heute noch lesen wir aus dem wie jemand sitzt. Ein Chefsessel ist anders designt, als ein normaler Bürodrehstuhl, Sitzen in der ersten Klasse, in der Opernlounge, am Kopf des Tisches ist Status und Privileg.

Das Sitzen ist im Laufe der Jahre auch zum Symbol des Nachdenkens geworden. Die berühmte Skulptur des Bildhauers Auguste Rodin „Der Denker“ wurde zum Sinnbild des Grüblers.

In der Meditation ist das Sitzen zentraler Bestandteil und Übung, um zu sich selbst zu finden und Körper und Geist zur Ruhe zu verhelfen.

Das Sitzen ist Teil unserer Kultur, der Stuhl ein Kulturobjekt.

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